Teil 15 – Tecnowelle oder verficktes LSD

In den 90er Jahren machte die große Technobewegung auch nicht vor uns halt.
Clubs schossen wie Pilze aus dem Boden, und mit der Bewegung feierten auch viele Drogen Ihren Aufschwung.
XTC, Pappen aka LSD und Pepp waren so die Hauptsubstanzen, die von Freitag bis Sonntag hin durch geschmissen wurden.
Gerade XTC wurde so richtig populär zu der Zeit.
Einige Freunde feierten jedes Wochenende, mit allem was dazu gehörte. Auch Dania ließ sich schließlich von dem Hype anstecken, und so kam es, dass ich immer mal wieder mit ihr mitfuhr, obwohl ich der Musik eigentlich nicht sehr viel abgewinnen konnte. Vor allem im nüchternen Zustand war ich eher genervt davon. Auf Chemie ist das natürlich schon wieder alles etwas anders, und man lässt sich teilweise richtig von der Masse mitreißen, was dann auch wirklich mal ganz Nice sein konnte.
Aber wie ich glaube schon mal geschrieben hatte, waren Drogen wie Speed, Pappen und XTC nie so richtig mein Ding. Ich konnte mich nie so richtig damit anfreunden, und so kam es nicht allzu oft vor, dass ich mal ne Pappe oder ne „E“ geschmissen hatte. Vielmehr konnte man es an „vier“ Händen abzählen.
Ich war halt von Anfang an immer mehr den Substanzen zugeneigt, die mich beruhigten, runter brachten und entspannten.
Ausnahme Koks! Das weiße Pulver sollte mich in Zukunft noch richtig krass beherrschen. Aber dazu später mehr.

Es war ein Sonntagmorgen und ich hatte die Nacht bei Arkan verbracht.
Ich konnte da pennen, da seine Eltern mal wieder in der Türkei waren. Anders wäre dies bestimmt nicht mehr möglich, war ich doch nach den ganzen letzten Ereignissen (Gerichtsverhandlung, etc.), alles andere als gut auf seine Eltern zu sprechen.
Für Sie, war ich mittlerweile der Bösewicht und wurde als schlechter Umgang, für Arkan eingestuft.
Na ja, was soll‘s. Ich konnte damit leben, vor allem da es bei meinen Alten genau umgedreht war.
So ist das halt mit Eltern. Läuft etwas aus dem Ruder mit dem eigenen Kind, so ist meist der „schlechte“ Umgang die Wurzel allen Übels.

Am Abend zuvor, hatten wir beide und McFly, noch ‘nen Kurztrip ins benachbarte Heerlen (Holland) gestartet, und kamen natürlich mit ordentlich Shore in den Taschen zurück. Unsere Ausbeute betrug 20 Gramm. Für jeden ‘nen fünfer Beutel, und einer wurde noch durch drei geteilt.
Der Schutzheilige der Junkies und Druffis war gnädig mit uns, segnete er uns doch an diesem Tag mit dem nötigen Kleingeld dafür.
Na klar Man, Fuck! Wir sind auf Bewährung. Da werden wir doch nicht das Gesetz übertreten um an Bares zu kommen. Was denkt Ihr denn bitte??!!
Hmm ….Wahrscheinlich genau das Richtige. 😉
Alles unter ’nem fünfer Beutel war sowieso Bullshit, und schon gar nicht wenn man dafür zu unseren lieben Nachbarn, den Holländern, fährt.
Fünf Gramm war so die magische Grenze. Damit fühlte man sich gut, und konnte entspannt den kommenden Tagen entgegen schauen.
Genug um sich nicht dem Kopf zerbrechen zu müssen, weil man nachts nur noch mit dem verfickten Röhrchen in der Tasche die Augen schließt, und es einem so sehr vor dem Morgen graut, dass man am liebsten in ’nen Komaschlaf für’s nächste Jahrhundert verfallen würde.
Aber vor allem genug um richtig breit zu werden, und nicht nur das kleine Äffchen im Gepäck zufrieden zustellen und am Leben zu halten.
Ja, so ein fünf Gramm Beutel war schon was Tolles!

Eine große After Hour Party sollte in irgendeinem Waldstück, nähe der Kölner Südstadt, stattfinden.
Unsere Taschen waren gut gefüllt mit Drogen, und wir waren richtig gut drauf.
Also machten wir uns an diesem Sonntagmorgen auf dem Weg dorthin.
Wir holten McFly und den dicken Ole noch ab, und fuhren dann zu viert los.
McFly traf ich, ca. zwei bis drei Monate vorher, beim Ole zu Hause.
Als ich ihn da mit seinem Pali Tuch und langen Haaren zum ersten Mal sah, hätte ich nicht gedacht, dass wir beide mal die besten Freunde werden würden, und zusammen die heftigste Zeit überhaupt durchleben sollten.
Ach was sag ich, wie ein Bruder wurde er später für mich.
Wir kifften zusammen den ganzen Tag und verstanden uns von Anfang an ziemlich gut. Wir waren einfach sofort auf gleicher Wellenlänge.
Ihr kennt das sicher alle. Man trifft jemanden und weiß einfach sofort dass alles passt.
Er hatte seine Punk Phase gerade hinter sich, und war genauso rebellisch drauf wie ich. Alles, nur kein 08/15 Leben, war sein Motto, welches sich perfekt mit dem meinem, vereinbaren ließ!
Was die Shore anging, war er gerade am Anfang. Er rauchte ab und zu mal ’n Blech mit dem Nachbarjungen, der einige Stockwerke überm Ole lebte, doch so richtig „drauf“ war er auch „noch“ nicht.
Noch nicht, denn auch schnell packte ihn Sugar Daddy am Arsch, und ließ ihn nicht mehr los. Ein paar Tage, ein paar Wochen, ein Monat und schon hat dich die Routine gepackt, und das braune Pulver steht ganz oben auf der Einkaufsliste.
An dem Abend, machten wir beide uns noch zusammen, vom Ole auf den Heimweg auf.
Ich zu Dania und er weiter nach Hause, doch vorher quatschten wir noch ne gefühlte Stunde und rauchten einige Joints an der S-Bahn Station.
Ein paar Tage später, saßen wir dann auch schon zusammen im Zug Richtung Heerlen, und von da an hingen wir fast jeden Tag ab.

Immer wieder machten wir Pausen auf dem Weg zur After Hour, welche wir nutzten um unseren Endorphinspiegel nach oben zu pushen. Ole hatte, zur Freude aller, noch ’ne zwanie Platte (20Gramm) richtig gutes Dope mitgebracht, und so kamen wir schließlich nach einigen Umwegen, ziemlich breit dort an.
Es war Hochsommer und extrem heiß. Schon gegen halb elf morgens hatte es gefühlte 40 Grad, und schwül war es auch noch.
Die Location war schon echt geil. Mitten im Wald, auf ’ner kleinen Lichtung, war ‘ne Hammer Soundanlage aufgebaut.
Rundherum lagen Decken auf denen Leute drauf chillten, und in der Mitte zappelten einige feierwütige Freaks zum Beat der Musik. Manche von Ihnen waren wahrscheinlich schon seit drei Tagen plus wach, und glühten förmlich.
Das Wetter war geil, heiße Mädels waren vor Ort, wir waren hackebreit und Nachschub war auch kein Problem. Was will man bitte mehr?!
Ich besorgte uns allen erst mal ’n Bier von dem kleinen improvisierten Getränkestand, und dann setzten wir uns auf eine der freien Decken.
Wir zogen unsere Shirts aus, legten uns zurück und chillten. Perfekt, und es hätte auch so bleiben können, wenn da nicht ………
Ole, der soeben einige Leute begrüßte, die er kannte, kam irgendwann mit ’nem fetten Grinsen im Gesicht, auf uns zu.

„Hey Leute, Überraschung …“, rief er uns schon auf halben Wege entgegen, während er im Tanzschritt seine Faust nach oben streckte.

Ole fuhr voll auf die Mucke ab. Ihn hatte das Technofieber total angesteckt. Eine Zeit lang war er fast jedes Wochenende feiern. Den dicken Ole beim Abzappeln zu beobachten, war immer ‘ne Nummer für sich, und wir lachten uns immer halb tot,

„Wat haste da?“, fragte Arkan neugierig.

„Was zum naschen Leute, Candy für die Meute!“, Ole öffnete seine Faust, und zum Vorschein kamen vier kleine, noch im Quadrat zusammenhängende, orangefarbene LSD Pappen.

Meine Erfahrungen mit dieser Droge beschränken sich, bis zu diesem Zeitpunkt, auf ein einmaliges Erlebnis.
Es war ne halbe Pappe, die ich zusammen mit Arkan eines Abends eingeworfen hatte. Also jeder ’ne Halbe. Unser Pusher in Holland hatte uns das Teil, zusammen mit zwei Flaschen Poppers geschenkt. Quasi als kleine Zugabe auf unseren Einkauf bei ihm, der diesmal etwas üppiger ausfiel. Wie auch immer. Ob das Teil alt, oder einfach nur ziemlich unterdosiert war, keine Ahnung.
Fakt war, sehr viel spürten wir beide nicht an diesem Abend. Nen minimalen kurzen Lachflash, gefolgt von ganz leichten Optiks, und das war’s dann auch schon.
Doch diesmal sollte es anders werden. Ganz anders!
Ole teilte die Pappen, über die vorgestanzte Linie, auf, so jeder ein gleichgroßes Stück bekam. Irgendjemand warf noch den Vorschlag in die Runde, lieber erst mal ’ne halbe zu nehmen und später noch mal nachzulegen, doch im nächsten Augenblick, ließen wir alle, mit ’nem dicken Grinsen in der Fresse, das Teil auf unserer Zunge zergehen.
Ein paar Mädels hatten sich mittlerweile zu uns gesetzt, und alles war cool.
Wir hatten ‘ne Menge Spaß, chillten, flaxten mit den Mädels rum, und genossen die echt gelungene Location.
Immer wieder probierte ich zu spüren und zu merken, ob sich etwas tut. Irgendeine kleine Veränderung. Doch da war nichts. Auch Arkan, den ich immer mal wieder anstieß und fragend anschaute, schien nichts zu merken.

„War wahrscheinlich wieder nichts. Irgendein unpotenter Dreck.“, dachte ich mir, und lehnte mich zurück an einen Baum.

Ein paar Minuten später kam Ole mit ‘nem Typen im Schlepptau an.

„Du hast doch noch Braunes? Er will was kaufen.“, sagte Ole, der ziemlich am Schwitzen war.

„Ich? Jo klar. Komm mit „, erwiderte ich, und ging mit dem Typen in Richtung Dickicht.
Was dann passierte?

Ich weiß noch, dass ich dem Typen ’n Päcken klar gemacht hatte, aber dann, im nächsten Moment war er plötzlich weg. Mit oder ohne dem Päcken? Keinen Plan Man.
Ich suchte nach ihm, doch ich stand nun alleine, einige hundert Meter von der Location entfernt, im dicht gewachsenen Wald.
Obwohl ich klar erkennen konnte wo die Party war, und man auch die Bässe und laute Musik hören konnte, habe ich es nicht geschafft zurückzufinden. Ich hatte das Gefühl, dass ich seit Stunden durch den Wald irrte, es aber einfach nicht schaffte den Weg zur Lichtung ausfindig zu machen.
Ich weiß wirklich nicht mehr, wie lange ich in dem Wald herumirrte. Ich weiß nur noch, dass ich Augenblicke später wieder bei den andern saß. Ob diese Augenblicke nun Minuten oder Stunden in Anspruch nahmen. Keine Ahnung!

Verfickt noch mal, was zum Teufel geht denn hier nur ab.
Immer wieder starte ich auf meine Hände, die plötzlich gar nicht mehr zu meinem restlichen Körper passten. Sie wurden immer winziger.
Obwohl ich tief im inneren genau wusste, dass dies alles auf den geworfenen Trip zurückzuführen war, verschwamm plötzlich diese Tatsache komplett, und ich wurde immer unsicherer.
Leichte Panik machte sich in mir breit, und Nervosität zog durch meinen ganzen Körper.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es schließlich, die Lichtung zu erreichen.
Ich setzte mich zu Arkan und den anderen, ohne ein Ton zu sagen.
Ich raffte verfickt noch mal gar nichts mehr.
Mein Zeitgefühl war komplett gefickt. Saß ich schon seit Stunden hier, oder sind wir etwa gerade erst gekommen. Keine Ahnung Man! Und als ob es nicht genug wäre, hörte es einfach nicht auf und steigerte sich immer weiter.
Ich war verdammt noch mal irgendwo, doch bestimmt nicht mehr auf Mutter Erde, und ganz sicher nicht auf diese After Hour Party.
Ich probierte mich selbst zu beruhigen, indem ich mir in Dauerschleife selbst zu redete.

„Alter, beruhig dich das ist nur der Trip. Ist alles nicht real und bald geht’s dir wieder gut.“

Doch schon ab der zweiten oder dritten Wiederholung wandelte sich der Satz um in:
„Du Vollidiot, wieso hast du dieses scheiß Teil geschluckt! Das wird für immer so bleiben! Ein Platz in der Klapse ist dir sicher!“

Nachdem ich gefühlte Stunden damit verbrachte, mich entweder innerlich selbst zu beruhigen, oder aber in totaler Panik auszubrechen, geschah etwas, was nicht gerade dazu beitrug mich von diesen Horrortrip herunterzuholen.
Urplötzlich, von einen Moment auf dem anderen, starrten mich alle andern an. Und wenn das nicht genug wäre, verstummte plötzlich auch noch die Musik.
WTF ??!! Hab ich etwa eben die ganze Zeit alles laut ausgesprochen und nicht nur gedacht???
Mein Blick wanderte von links nach rechts. Ich probierte alles mögliche, um nur irgendeinen Hinweis wahrzunehmen, der mir half zu checken was hier gerade ablief.
Eine Hitzewallung strömte durch meinen Körper. Fuck ist das heiß.
Dann hielt mir Arkan eine Kippe hin.

„Hab ich danach gefragt? Ich will doch gar nicht rauchen. Wo bin ich hier eigentlich? Nein Man, die Frage ist: Wer zum Teufel bin ich ???“

Mein Mund war total trocken, und ich gierte nach etwas Wasser.
Zögerlich griff ich nach der Kippe, und wieder fielen mir meine Hände auf. Meine Finger waren jetzt auf absolute Miniatur Größe geschrumpft.
Für einen kurzen Moment, wich die Panik und ich musste lachen.
Ich muss hier weg. Ich rappelte mich auf und machte mich auf die Suche nach Ole.

„Ein Schritt nach dem anderen“, sagte ich mir immer wieder, während ich langsam auf den tanzenden Mob zuging.

Inmitten der zuckenden und total verstrahlten Leuten blieb ich kurz stehen.
Der Bass drückte so intensiv auf meinen Magen, dass ich das Gefühl hatte mein ganzer Körper würde vibrieren.
Die Leute um mich herrum, erinnerten mich an Regenwürmer, die wie an Schnüren von dem Himmel baumelten. Als ob sie von einem Marionettenspieler im Takt zur Musik bewegt wurden.
Schließlich entdeckte ich Ole, der alleine auf einem großen Stein, neben dem kleinen Waldweg, welcher zur Location führte, saß.
Seine beiden Hände waren zu zwei Fäusten geballt und er starte auf den Waldboden.
Ich ging in die Hocke und legte meine Hand auf seinen Rücken.

„Ole man, was für Höllen Pappen hast du uns da besorgt. Alter, mich schießt’s gerade so krass weg“, ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und kniete mich kurz hin.

„Irgendwie geht’s mir nicht gut. Das ist voll heftig!“, erwiderte Ole und drückte seine Fäuste noch stärker an seine Brust.

„Man Ole, von wem hast du die Teile, und was zum Teufel hast du da in deinen Händen?“, erwiderte ich.

Ole so zu sehen, half mir nicht grade von meinem Horrortrip runterzukommen. Im Gegenteil. Immer mehr Panik machte sich in mir breit. Es steigerte sich immer weiter.
„Ich? Wieso? Was meinst du?“, sein Blick wechselte in sekundenschnelle immer wieder von seinen, zu Fäusten geballten Händen, und mir selbst.
Der darauf folgende Dialog hatte sich in etwa so abgespielt:

„Ja man. Du! In deinen Händen“.

„Warum?“.

„Wie warum? Man Ole!“.

„In meinen Händen??“.

„Jaaaaaa Man! Zeig mal!“.

„Brauchst du es?“.

„Alteeeer Ole! Du machst mich verrückt! Ich dreh gleich durch!“.

„Voll heftig, oder???“.

„WTF?! Jetzt zeig mal!“.

„Wie? Was meinst Du?“.

„Ahhhhh!“.

Um den immer schräger werdenden Dialog, der mich gleichzeitig immer weniger raffen ließ, ein Ende zu setzen, griff ich schließlich nach Ole’s Faust, und er öffnet sie schließlich.
In seiner Hand kamen ganz viele, kleine Kieselsteine zum Vorschein.

„Was willst du damit?“, fragte ich Ole.

„Wieso? Was meinst Du?“, erwiderte Ole und riss dabei seine Augen soweit auf, als hätte ich ihm gerade seinen genauen Todestag voraus gesagt.

Ole’s Augen bestanden praktisch nur noch aus tellergroßen Pupillen. Und umso länger ich ihn beobachtete desto mehr driftete ich ab.
Das abgefahrene Gespräch mit ihm gab mir wirklich den Rest.

„War ich es, der hier grade überhaupt nichts mehr peilte, oder waren es die anderen?“

Ich musste weg. Jegliches Gefühl für die Realität verschwand komplett. Sehen, Fühlen, Schmecken, alles war total verdreht. Kein Sinn funktionierte auch nur ansatzweise normal.
Jetzt denkt ihr wahrscheinlich:
Mensch Alter, Du hast ne Pappe geschmissen. Was erwartest du denn?
Natürlich war ich mir dessen bewusst, doch ein Hundertstel von diesem Gefühl hätte mir wahrscheinlich vollkommen gereicht und ich wäre gut gesättigt gewesen. Doch jetzt steigerte es sich immer weiter, und es schien einfach kein Ende mehr zu nehmen.
Und diese innerliche Panik wurde immer heftiger.
Ich verlor wirklich jegliche Kontrolle, und das gefiel mir überhaupt nicht.
Dann fiel mir ein dass ich ja noch Shore in meiner Tasche hatte.
Wenn es etwas schaffte, mich jetzt runter zu bringen, dann war es ein dickes Blech Shore“, dachte ich mir, und machte mich auf die Suche nach Arkan.
Ole wollte seinen Platz auf dem Stein nicht verlassen.
Keine Ahnung was er da glaubte in seinen Händen zu halten. Gold, Diamanten, oder vielleicht sogar Drogen, keine Ahnung Man!
Ich redete kurz auf ihn ein, er solle doch hier auf uns warten, und machte mich dann auf die Suche nach Arkan.

Die Sonne knallte so dermaßen und ich hatte Probleme meine Augen, die extrem lichtempfindlich waren, offen zu halten.
Die ganze Umgebung hatte mittlerweile einen Gelbstich und es kam mir vor, als wäre ich in der Wüste Sahara.
Die Aufgabe Arkan zu finden, kam mir schier unlösbar vor.
Langsam näherte ich mich wieder dem tanzenden Mob. Wahrscheinlich bin ich nicht im Geringsten aufgefallen zwischen all den verstrahlten Leuten, doch mein Gefühl war komplett anders. Ich fühlte mich beobachtet, und die Blicke der anderen schienen mich förmlich zu durchbohren.
Meine, mit Schweiß durchtränkten Klamotten, klebten an meinem Körper, und ich kam mir vor wie ein Sonntagsbraten, der bei 180 Grad im Ofen vor sich hin schmorte.
Mittlerweile war auch wirklich gar nichts mehr Schönes an diesem Gefühl und ich verfluchte immer wieder diesen verfickten Trip geschluckt zu haben.
Diese Panik dominierte so sehr und überdeckte alles, was eventuell hätte schön sein können.

In Gänseschritten marschierte ich umher und suchte verzweifelt nach Arkan.
Es kam mir unendlich vor und ich hatte so einen verfickten Durst.
Mein Mund war so dermaßen ausgetrocknet, doch ich schaffte es einfach nicht mir ein Wasser zu besorgen. Kleinste Aufgaben waren schier unlösbar in dem Moment.
Irgendwann, nach gefühlten Stunden des planlosen Herumlaufens, sah ich schließlich jemanden am Rande des Waldes auf der Wiese liegen.
Hätte ich nicht das schwarze Baseball Cap erkannt, wäre ich wahrscheinlich nie darauf gekommen dass es Arkan sein könnte.
Langsam näherte ich mich ihm und ich hatte Glück, es war Arkan.
Nein Fuck, ich hatte doppeltes Glück, denn neben ihn stand eine, noch fast volle, Wasserflasche. Es kam mir vor als hätte ich den Heiligen Gral gefunden. Die Sonne reflektierte auf der Plastikflasche, und es kam mir vor wie eine Fata Morgana, die ich erblickte. Ist sie wirklich da oder halluziniere ich nur?
Ich lies mich auf die Wiese fallen, und griff nach der Flasche. Und fucking Halleluja.
Ich öffnete sie, setze an und exte diese fast in einem Zug weg.
Wieder fielen mir meine Hände auf, und wie paralysiert starte ich eine Zeit lang auf meine Finger .
Die Panik ging nun langsam in richtige Angst über. Keine Angst vor etwas Bestimmten. Nein Man, einfach eine flächendeckende, unbeschreibliche, generalisierte Angst, die ich an nichts dingfest machen konnte. Ein echt übles Gefühl, welches wirklich extrem schwer zu beschreiben ist.
Erst jetzt lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Arkan, den ich total vergessen hatte.
Er lag auf dem Bauch, hatte seinen Kopf unter seinen beiden Händen vergraben, und sagte kein Ton mehr.

„War er etwa tot? Ist sein Herz explodiert?“, dachte ich mir, während ich ihn vorsichtig anschubste.

Ohne Scheiß man! In meinem Zustand kamen mir wirklich diese Gedanken.
Zum Glück war dies aber nicht der Fall, ertönte doch bald schon ein kurzes Stöhnen.

„Arkan! Lebst du noch? Was geht?“, sagte ich, während ich immer wieder an ihm rüttelte.

Als Arkan sich nach längerem Stöhnen endlich umdrehte, dachte ich ein Geist sitzt vor mir.
Er war kreidebleich, und faselte irgendein zusammenhangloses Zeug vor sich hin.
Spätestens da wurde mir klar, dass es nicht nur an mir lag, sondern an der verfickten Pappe, die wir geworfen hatten.
Keine Ahnung was da drinnen war, oder ob der Trip einfach nur extrem überdosiert war. Fakt war, es hat uns alle so extrem weggeschossen, dass es schon jenseits von gut und böse war.
Nachdem ich Arkan klar machte, dass uns jetzt nur noch eine Sache wieder auf Mutter Erde zurückholen könnte, machten wir uns auf dem Weg zu seinem Auto.
Doch Moment, erst jetzt ist mir aufgefallen, dass ich Mcfly seit der Ankunft nicht mehr gesehen habe. Keine Ahnung wo er war.
Wie sich später herausstellte, irrte er unendlich lange total verpeilt im Wald herum.

Wir setzten uns in den Opel, der sich mittlerweile auf gefühlte 80 Grad aufgeheizt hatte.
Ich holte den fünf Gramm Beutel aus meiner Tasche und wollte mir ein Blech zurechtmachen.
Doch dabei blieb es auch schon, denn ich kriegte es einfach nicht auf die Reihe.
Sowohl psychisch als auch physisch funktionierte überhaupt nichts mehr. Immer wieder verweilte ich in einer Position und starrte irgendetwas an.
Auch Arkan ging es nicht besser, der sich permanent panisch, mit den Sätzen:
„Wir werden gefickt! Die Bullen sind da Man!“ Hin und Her drehte.

Immer wieder griff ich mit dem Schäufelchen, welches ich mir aus der Pappe einer Zigarettenschachtel gebaut hatte, in den fünf Gramm Beutel, und verteilte die ganze Shore im Auto. Überall lag das braune Pulver mittlerweile. Auf den Sitzen, dem Armaturenbrett, im Fußraum, nur nicht auf dem verfickten Blech, wo es ursprünglich hin sollte.
Ich verzweifelte immer mehr, und war mir mittlerweile sicher, dass dieser Zustand für immer anhalten würde und ich ab morgen Dauer Patient in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie sein würde.
Wir waren mittlerweile nass geschwitzt bis auf die Knochen und die Hitze wurde unerträglich, dennoch kam keiner von uns beiden auf die Idee, das Fenster etwas zu öffnen.
Dieses Gefühl zu beschreiben ist wirklich sehr schwer.
Als wären alle Erfahrungen die man sein Leben lang über gesammelt hatte, die einem zu dem machen was man ist und den Charakter bestimmen, komplett weg. Und stattdessen war da nur diese extreme Panik, die alles überdeckte. Wirklich übel, ein absolutes Horror Gefühl! Ein ganz übler Horrortrip!!

Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann vor lauter Frust einfach meine Nase in den Beutel gesteckt hatte, um wenigstens auf diesem Weg etwas Shore aufzunehmen.
Und gerade als ich mein Kopf wieder aufrichtete und kräftig durch die Nase schniefte, erblicke ich neben uns n‘ Bullenwagen.
Alter Man! Unser Herz ist uns so dermaßen in die Hose gerutscht.
Das war’s. Shore weg, nächster Stopp Zelle 3 Polizeirevier, und in meinem Zustand wahrscheinlich anschließend Klapse.
Ich blickte kurz rüber zu Arkan, der wie versteinert irgendeinen imaginären Punkt in der Ferne fixierte, und mit geschlossenen Lippen etwas vor sich hin faselte. Sein Beutel Shore steckte zwischen seinen Beinen, und sobald er aufstehen würde, käme dieser gnadenlos zum Vorschein. Ca 15 Gramm Hasch lagen noch im Handschuhfach, und wie’s im restlichen Auto aussah, wisst Ihr ja schon.
Ein Polizeihund würde wahrscheinlich Amok laufen.
Ich war mir sicher, dass es gleich an der Scheibe klopfen würde, und ein Cop vor mir steht, dennoch traute ich mich nicht mehr, nach rechts zu schauen. Ich machte es Arkan gleich und starte, ohne mich zu bewegen, einfach nach vorne.
Meine Fresse, das muss ein Bild für die Götter gewesen sein.
Zwei total verstrahlte Typen, die klatschnass verschwitzt, wie versteinert, bei über 40 Grad im Schatten, in einer Karre voller Drogen sitzen.
Immer wieder probierte ich mir gedanklich irgendeine Story zurechtzulegen, die uns auch nur ansatzweise besser da stehen lassen würde, doch meine Gehirnzellen waren nicht mal mehr in der Lage gewesen, das Alphabet fehlerfrei bis zum dritten Buchstabe aufzusagen.
Es kam mir vor wie Stunden, und schließlich klopfte jemand an der Scheibe.
Langsam drehte ich meinen Kopf nach rechts, und Fuck Man!
Kein Bulle stand vor mir, sondern McFly, der mich mit ’nem dreckigen Grinsen in der Fresse anstarrte, und Ole im Schlepptau hatte.
Langsam kurbelte ich das Fenster runter.

„Alter Man. Hier seid ihr! Was zum Teufel macht ihr hier? Alteeeer!
Wie sieht’s denn hier aus? Und wie seht Ihr denn aus?“,

Erst jetzt bemerkte ich, das wirkliche Ausmaß des Chaos, welches wir vollbracht hatten. Fetzen von Alufolie lagen verstreut im ganzen Fahrer Raum und nicht anders war es mit dem braunen Pulver.
Ich hatte locker die Hälfte von meinem Beutel, also zweieinhalb Gramm, gleichmäßig in Arkan’s Opel verteilt, und auch Arkan hatte seinen Beitrag dazu geleistet. Wirklich überall lag die Shore. Was für ein verficktes Glück wir hatten!
Die Bullen hätten nur einmal kurz aussteigen müssen, und dann wär’s das definitiv für uns gewesen!
Ich weiß nicht wie lange wir in dem aufgeheizten Wagen gesessen haben, aber wir müssen wirklich wie zwei Zombies ausgesehen haben.
Unsere Köpfe waren knallrot und wir waren nicht verschwitzt, sondern wirklich klatschnass, als wären wir grade ne Runde schwimmen gewesen.

„Fuck Man, du bist’s. Alter, mich hats so weggeschossen. Mir gehts gar nicht gut. Wo sind die Bullen?“, erwiderte ich und stieg aus dem Auto.

„Bullen? Die sind hinten an der Lichtung. Denke das war’s mit der Party.“, antwortete McFly, der erstaunlicherweise ziemlich fit zu sein schien.

Er hatte, wie sich später herausstellte, “nur“ ’ne halbe Pappe geschmissen, und war dann, wie schon gesagt, im Wald verschwunden. Aber selbst mit der halben Pappe hatte es ihn zeitweise heftig weggeschossen, und auch ihm ging es einige Stunden gar nicht gut.
Jetzt könnt Ihr euch sicher vorstellen wie es uns mit der doppelten Menge ging.
Komischerweise oder zum Glück ging es mir langsam wieder etwas besser, als ich aus dem Auto ausstieg und mich mit McFly unterhielt. Ich war zwar immer noch total verstrahlt aber diese heftige Angst und Panik flachte etwas ab. Und ich war so froh darüber! Dieses miese Gefühl wollte ich wirklich nie wieder erleben.
Als dann die Bullen auch noch anfingen, über ihre Lautsprecher Ansagen durchzugeben, wurden wir uns alle schnell einig, die Fliege zu machen.

Ihr seit schon mal mit jemandem, der gerade den Peak seines LSD Tripps hinter sich hat, 60 km über die Autobahn gefahren?
Nicht? Leute, so was sollte definitiv auf jeder „To Do Liste bevor ich verrecke“ stehen.
Wir fuhren die komplette Strecke mit maximal 30 km/h, und der einzige der es auch nur ansatzweise merkte, war McFly.
Uns anderen kam es nämlich vor als würden wir in ’ner verfickten Rakete sitzen.
Es ist wirklich ein erregendes Gefühl, einen 40 Tonner mit ca. 130km/h von hinten auf sich zufahren zu sehen, und zu beobachten wie dieser es dann gerade noch so schafft, kurz vorher auszuscheren um dann mit Dauerhupe und Mittelfinger an einem vorbeizupreschen. Wow, ein besseres Setting für einen Halluzinogenen Ausflug gibt es doch wirklich nicht. Das bringt so richtig Freude!
Ich weiß wirklich nicht welcher Schutzengel an diesem Tag über uns wachte, denn dass wir nicht von den Bullen angehalten worden sind, war ein absolutes Wunder. Und wie das dann ausgegangen wäre, dürfte wohl jedem klar sein.
Wie durch ein Wunder kamen wir schließlich spät abends in einem Stück bei Arkan an.
Wir parkten den Wagen und gingen nach oben. Fertig und erschöpft ließen wir uns Alle auf die Couch fallen.
Wir rauchten erst mal ein Blech nach dem anderen, was uns dann schließlich auch wieder irgendwann komplett runterholte. Es ging uns allen, inklusive mir, wieder besser.

Verficktes LSD!

to be continued ……

MadMike

Über MadMike

Das ist meine Geschichte, mein Leben. Ich schreibe diese nicht mit erhobenem Zeigefinger, noch wird hier etwas beschönigt. Es ist einfach "Mein Leben"! Dies soll keine Drogen-Verherrlichung darstellen! Drogen haben mir unfassbar viel genommen und mein Leben auf eine peverse Art und Weise kontrolliert! Frei zu sein, ist das Höchste aller Güter, welches wir Menschen besitzen dürfen und wer glaubt mit dem "Zeug" frei zu sein, unterliegt einer großen Illusion. Ich probiere meine Geschichte immer so zu schreiben, wie ich zu dem jeweiligen Zeitpunkt gefühlt und gedacht habe. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich mich nicht auch weiterentwickelt habe und aktuell bestimmte Dinge anders sehe. Dies hier soll kein Drogenpräventions-Projekt sein, doch ich denke, dass jeder mit ein bisschen Verstand in seiner Birne, es schaffen wird von alleine die richtigen Schlüsse zu ziehen. Euer MadMike...
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7 Antworten zu Teil 15 – Tecnowelle oder verficktes LSD

  1. Alice Wunder schreibt:

    Das ist ja mal eine gelungene Beschreibung von schrägen Zuständen. Verstört schon beim Lesen. Sehr gut!

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  2. FräuleinF schreibt:

    Huhu 🙂

    Ich habe gerade richtig Gänsehaut. Pappen waren bei mir der Einstieg. Ich habe vorher nichtmal normale Zigaretten geraucht. Eigentlich schön dämlich mit sowas anzufangen, wenn man das mal im Nachhinein betrachtet. Trotzdem war LSD immer meine Lieblingsdroge.
    Dass du, wie immer, super geschrieben hast, brauche ich nicht erwähnen, oder?

    Liebe Grüße

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  3. Stasjan schreibt:

    Du hast deinen Trip sehr schön beschrieben,ich denke er war aber deswegen so abgefucked weil du eben zu diesem Zeitpunkt in einer sehr schlechten Lebenslage gesteckt hast,das LSD hat es dir nur gezeigt,auf einer sehr extremen Art und Weise eben (was auch typisch dafür ist) unter richtigen Umständen kann ein LSD Trip das schönste Erlebnis sein,es ist auch ein anderes Glücklichsein als „stumpf“ auf Opiaten… 🙂

    Gefällt 2 Personen

    • MadMike schreibt:

      Da geb ich dir wohl recht. Vor allem da ich auch den Trip, einfach mal so geschluckt habe, ohne auch nur im Geringsten zu wissen was da auf mich zukommt. Es war ja auch eine ganz andere Zeit, ohne Internet , Web 2.0, etc.
      Da konnte man sich nicht mal eben, wie heute, auf die Schnelle informieren, Erfahrungen einholen, Berichte lesen, etc.
      Ich bin da, wie bei allem früher, extrem naiv an die Sache rangegangen. Des Weiteren war das Setting wahrscheinlich auch nicht gerade das beste, um das „erste Mal“ richtig LSD zu nehmen.
      Dennoch bin ich mir auch echt sicher, dass diese Teile extrem hoch dosiert waren, da wir wirklich alle einen üblen Trip gefahren hatten.
      Das war schon heftig.

      Aber ich hatte in der Zukunft noch eine andere positivere Erfahrung mit dieser Droge. Kommt noch im Blog.

      Hauste
      MadMike 👊👊

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  4. Sophie schreibt:

    Hab in den anderen Kommentaren gelesen, dass du eventuell nach einem Verlag suchst. Wieso packst du nicht alles in ein Dokument und veröffentlichst es auf Amazon als eBook für keine Ahnung 3,99€ oder so :)))) ich würds sofort kaufen

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